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Aktuelle Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen Finanzsektor und Realwirtschaft diskutiert

Eine Gruppe von 25 Personen steht hintereinander versetzt auf einer Treppe vor einem weißen Gebäude der Hochschule

Mitglieder des Forschungsnetzwerks „ROME – Research on Money in the Economy“ tagen an der Technischen Hochschule Aschaffenburg

Am Freitag den 27. Oktober fand an der TH Aschaffenburg der diesjährige Herbst-Workshop des ROME Forschungsnetzwerks statt. „ROME“ steht für „Research on Money in the Economy“ und verbindet Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich mit der monetären Ökonomik und den Wechselwirkungen zwischen dem Finanzsektor und der Realwirtschaft beschäftigen. Zu den Treffen, die jährlich zweimal stattfinden, kommen Ökonominnen und Ökonomen von Universitäten, Hochschulen, Zentralbanken und Kreditinstituten.

Die fünfundzwanzig Teilnehmenden des Workshops in Aschaffenburg, zu denen auch der Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler gehörte, wurden vom Vizepräsidenten für Studium, Lehre und Internationales der TH Aschaffenburg, Prof. Dr. Holger Paschedag begrüßt. Anschließend gab es vier Vorträge, die sehr lebhaft diskutiert wurden. In diesem Jahr ging es um folgende Themen: Der Fragestellung „Bitcoin – Chance oder Gefahr für das Geldsystem?“ widmete sich Frank Schäffler, Mitglied des Deutschen Bundestages. „There is no free QE! – Zinsüberschüsse der Banken, geldpolitische Instrumente und fiskalische Begehrlichkeiten“ war der Titel des Vortrages von Carl-Christoph Hedrich von der Commerzbank AG. Über „Investigating the Inflation-Output-Nexus for the Euro Area – Old Questions and New Results“ referierte Hans-Eggert Reimers von der Hochschule Wismar und Prof. Dr. Malte Krüger von der TH Aschaffenburg beleuchtete die Frage: „Ist Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen?“

„Bitcoin – Chance oder Gefahr für das Geldsystem?“

In seinem Vortrag mit diesem Titel versuchte der Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler eine Lanze für Bitcoin zu brechen. Schäffler betonte vor allem das Potential von Bitcoin, das staatliche Geldwesen unter Wettbewerbsdruck zu setzen. Dies sei gegenwärtig besonders wichtig, da das staatliche Geldwesen durch die hohe Verschuldung von Staat und privaten Akteuren gefährdet werde. Bitcoin verfüge über einen eingebauten Stabilitätsmechanismus und könne langfristig an Bedeutung gewinnen. In der anschließenden angeregten Diskussion zeigte sich, dass die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer das Potential von Bitcoin eher kritisch einschätzten.

„There is no free QE! – Zinsüberschüsse der Banken, geldpolitische Instrumente und fiskalische Begehrlichkeiten“

Carl-Christoph Hedrich von der Commerzbank präsentierte eine gelungene Analyse der gegenwärtig ungewöhnlich hohen Zinsüberschüsse der Banken. Diese Überschüsse stehen gegenwärtig in der Kritik, da sie zu einem signifikanten Anteil auf der Verzinsung der Guthaben beruhen, die die Banken beim Eurosystem halten – so z. B. die deutschen Banken bei der Bundesbank. Der Referent verdeutlichte, dass diese Zinsüberschüsse Folge der Anleiheankäufe des Eurosystem sind. Die Staaten der Eurozone hätten von diesen Ankäufen in Form besserer Finanzierungskonditionen profitiert. Jetzt werde die Kehrseite der Medaille sichtbar, aufgrund der Zinszahlungen des Eurosystems an die Banken werden die Staaten in den kommenden Jahren auf Gewinnausschüttungen ihrer Zentralbanken verzichten müssen. Die gegenwärtig diskutierten Gegenmaßnahmen sieht der Referent kritisch.

„Investigating the Inflation-Output-Nexus for the Euro Area – Old Questions and New Results“

Hans-Eggert Reimers von der Hochschule Wismar präsentierte Ergebnisse einer empirischen Untersuchung über den Zusammenhang von Inflation und Wirtschaftswachstum. Hier waren Dieter Gerdesmeier und Barbara Roffia von der Europäischen Zentralbank Koautor und Koautorin. Reimers, Gerdesmeier und Roffia finden Belege dafür, dass es bei Inflationsraten unter 2% einen positiven Zusammenhang zwischen Wachstum und Inflation gibt und bei Raten über 2% einen negativen. In der Diskussion gab es zahlreiche Fragen und Anregungen zu den statistischen Methoden.

„Ist Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen?“

Diese Frage hatte der Prof. Dr. Malte Krüger von der TH Aschaffenburg bereits im vergangenen Jahr bei einem ROME Workshop gestellt. Damals wurde verabredet, das Thema 2023 wieder aufzunehmen. Auch diesmal war die Diskussion äußerst lebhaft und kontrovers. Während der Referent die realen Ursachen für den Anstieg der Inflation besonders im Jahr 2022 und den gegenwärtigen Rückgang betonte, sahen viele Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer die Verantwortung primär bei der Geldpolitik.