Zum Inhalt springen

Nachhaltiger, effizienter und krisenfester: Mit KI-Unterstützung die digitale Weiterbildung in regionalen Unternehmen fördern

Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie will die TH AB durch ein innovatives an kognitiver Belastung orientiertes Unterrichtsformat die Weiterbildung von Mitarbeitenden auf ein neues Level bringen.

Digitale Weiterbildungen müssen oft einige Hürden überwinden: Parallel zum „normalen“ Arbeitsalltag sollten sie nutzbar, interaktiv und genauso beliebt wie die „Offline-Schulung“ im Tagungshotel sein – und alle Teilnehmenden gleichermaßen mitnehmen.

Aus diesem Grund haben Prof. Dr. Peter Gordon Rötzel und Prof. Dr.-Ing. Francesco Volpe von der Technischen Hochschule Aschaffenburg (TH AB) das Projekt iCLoU 4KMU (innovatives Cognitive Load orientiertes Unterrichtsformat für Digitalisierungspraxis und Nachhaltigkeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen) gestartet, das vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) über einen Zeitraum von zwei Jahren noch bis Ende April 2025 gefördert wird. Die Mittel dafür stammen aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF).

Gemeinsam mit der Firma SCHWIND eye-tech-solutions GmbH aus Kleinostheim, die medizinische Laser zur Behandlung von Fehlsichtigkeit und Hornhauterkrankungen anbietet, und weiteren Industriepartnern will man die Weiterbildung von Mitarbeitenden auf ein neues Level bringen. Dabei werden neueste Verfahren mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) in die digitale Weiterbildung eingebunden. „Gerade Gruppenteilnehmer mit unterschiedlichem Know-how, Präferenzen und Wünschen unter einen Hut zu bringen, gestaltet sich mit Standard-Instrumenten wie Lehrvideos oder Powerpointfolien schwierig“, so Professor Rötzel. „Neue Methoden sind gefragt, um die Teilnehmenden individuell und effektiv beim digitalen Lernen zu unterstützen“, ergänzt Professor Volpe.

Stärker individualisiertes Lernen ermöglichen

Eine große Barriere bei der Fort- und Weiterbildung von Beschäftigten sind unterschiedliche „kognitive Lasten“ (Cognitive Loads) der Lernenden. Diese Unterschiede werden durch hybride oder rein online-basierte Schulungen noch verstärkt – beispielsweise bei Menschen mit Migrationshintergrund, die bedingt durch Sprachbarrieren einer höheren Intrinsic Cognitive Load ausgesetzt sind. Auch sind Fort- und Weiterbildungen aufgrund von kognitiven Lasten und korrelierender Usability von hybriden oder Online-Angeboten nicht an die Bedürfnisse marginalisierter Bevölkerungsgruppen angepasst. Auch ältere Menschen sind betroffen, da mit zunehmendem Lebensalter die Kapazität für Informationsverarbeitung geringer wird. Daher soll die hier vorgestellte Fortbildung an individuelle Cognitive-Load-Typen (CL-Typen) angepasst und damit stärker individualisiertes Lernen ermöglicht werden.

Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Erprobung einer auf Cognitive-Load-Typen fokussierten Weiterbildung, um Beschäftigten aus bayerischen Unternehmen wichtige Kompetenzen für den digitalen und grünen Wandel zu vermitteln und in ihrer betrieblichen Praxis umsetzen zu lassen. „Dies soll bei Unternehmen und ihren Beschäftigten nachhaltiges und resilientes Handeln stärken“, erklärt Prof. Dr. Peter Gordon Rötzel.

Mitarbeitende für Chancen und Herausforderungen von KI sensibilisieren

Bei der Digitalisierung sehen Führungskräfte in KMU die Maschinen und Informationssysteme in ihren Unternehmen tendenziell deutlich weiter vorne als ihre Beschäftigten. Aus diesem Grund stellen Führungskräfte in kleinen und mittelständischen Unternehmen einen dringenden Fort- und Weiterbildungsbedarf ihrer Beschäftigten fest, insbesondere beim digitalen und grünen Wandel zur Steigerung des Humankapitals. „Eine erfolgreiche Anpassung an den grünen und digitalen Wandel erhöht zudem die unternehmerische Resilienz und erlaubt es den KMU, künftig besser auf Krisen zu reagieren bzw. sich krisenfester aufzustellen“, führt Prof. Dr.-Ing. Francesco Volpe aus. Für KMU spielt die erfolgreiche Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten eine zentrale Rolle, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen und ihr Unternehmen in eine digitale Zukunft zu führen.

Moderne Fortbildungsmethoden als Schlüssel zur positiven Digitalisierungswahrnehmung

Das sogenannte „Automatisierungsrisiko“ für Arbeitsplätze kann laut einer Oxford-Studie nur reduziert werden, wenn die Beschäftigten „fortschrittlicher, anpassungsfähiger und elastischer [werden], um mit Umbrüchen opportunistisch und proaktiv umgehen zu können“ (Jeff Thomson, Präsident und CEO der Association of Accountants and Financial Professionals in Business, in: Zeitschrift Controlling 2017).

Dieses Projekt an der Aschaffenburger Hochschule begegnet den Anforderungen für Beschäftigte in Unternehmen der Region bayerischer Untermain. Ziel ist die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Die kombinierte Fort- und Weiterbildung greift zwei zentrale Unternehmensthemen aus dem Bereich digitaler und grüner Wandel auf.

Foto (v. l.): Prof. Dr. Peter Gordon Rötzel, Andreas Rödel (Chief Customer Officer, Firma Schwind), Prof. Dr.-Ing. Francesco Volpe und Peter Kokott (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, TH Aschaffenburg)