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Upcycling an der TH AB: Wenn aus Müll Marketing-Gold wird

Alexandra rettet Materialien und verbindet Tradition mit zukunftsfähigem Marketing

Aus Alt mach Neu. Eine Upcycling-Idee erobert das Marketing der Technischen Hochschule Aschaffenburg (TH AB). Was passiert, wenn ausrangierte Werbebanner, Planen und Fahnen ein zweites Leben erhalten? Sie verwandeln sich in einzigartige Werbemittel mit Geschichte und mit Statement. Ein Statement für Nachhaltigkeit. Die Hochschule Aschaffenburg beweist: Hier wird Nachhaltigkeit gelebt, nicht nur gepredigt.

Als Material-Retterin im Einsatz

Alexandra Koch (Alex) ist Mitarbeiterin im Marketing der Hochschule und Studentin im Studiengang Multimediale Kommunikation und Dokumentation. Doch sie ist noch mehr als das: Sie ist eine Material-Verwandlerin. Ihr Blick fiel auf ein wachsendes Problem: Berge von Bannern, Planen und Fahnen, die nach Aktionen, Veranstaltungen oder Rebrandings zurückblieben. Die Entsorgung schien lange Zeit unausweichlich. 

Alex hatte eine Idee: Aus Abfall wird Mehrwert. Sie wollte aus den aussortierten Materialien etwas Neues, Nützliches und Schönes schaffen. Ein Projekt, das Abfall vermeidet und gleichzeitig die Werte der Hochschule widerspiegelt.

Als ich sah, wie unsere alten Banner im Müllcontainer landeten, tat mir das sehr leid. Einfaches Wegwerfen ist für mich keine Option – weder privat noch beruflich. Jedes Teil verdient eine zweite Chance. Und wenn ich dann sehe, was daraus entstehen kann – einfach großartig!

Alexandra Koch

Potenzial sieht die Material-Retterin in vielem: In alten Bannern, Planen und häufig auch in Gegenständen. In unserem persönlichen Gespräch erzählt sie uns eine Anekdote von einem Koffer, den sie bei ihrer Familie in Bulgarien nicht am Wegesrand stehen lassen konnte und upcyclen „musste“. Genauso fühlt sich das für Alex hier an: „Wir erwecken etwas wieder zum Leben."

Die Marketing-Mitarbeiterin denkt daran, die alten Hochschulplanen zu neuen Give-Aways umzunähen. Doch wer kann dies in so großen Mengen und mit teilweise sehr festem Material bewerkstelligen?

Textilindustrie in Aschaffenburg: Von Tradition bis Transformation

Alexandras Engagement für Nachhaltigkeit hat auch eine überraschende Verbindung zur Historie unserer Stadt. Denn ein Teil der Geschichte der Textilindustrie und Mode liegt genau hier: in Aschaffenburg.

Johann Desch legte den Grundstein. Er wurde am 27. April 1848 in Glattbach geboren und absolvierte eine Schneiderlehre in Aschaffenburg. Er reparierte Uniformen im Krieg. Desch erkannte, dass sich Körpermaße ähneln. Nur minimale Änderungen waren nötig, um Uniformen passgenau zu schneidern. Der Schneider verkürzte den Fertigungsprozess durch vorgefertigte Teile. Er übertrug diese Erkenntnis auf Herrenbekleidung für Zivilisten. In seiner Werkstatt in der Sandgasse entwickelte er die Konfektionsgrößen, was ihm die Produktion auf Lager ermöglichte. Zivilisten erhielten so schnell maßgeschneiderte Mode. 

Johann Desch gilt als einer der Mitbegründer der industriellen Fertigung von Bekleidung in Deutschland. Das Konzept der textilen Massenfertigung sprach sich herum. Viele weitere Werkstätten sprangen auf den Boom auf. Aschaffenburg entwickelte sich zu einer Textilindustrieregion. Ende der 60er Jahre stammte jeder zehnte Anzug aus Aschaffenburg und den umliegenden Gemeinden.

Globalisierung und Produktionsverlagerung führten zur Schwächung der Aschaffenburger Textilindustrie. Günstige Importe beherrschten den Markt, die Zahl der Betriebe und Beschäftigten sank stark. Heute hat die Textilindustrie in Aschaffenburg wenig wirtschaftliche Bedeutung. Im Umland existieren noch Traditionsbetriebe. Die industrielle Vergangenheit und Wirtschaftsgeschichte gehören weiterhin zum regionalen Selbstverständnis.

Und so schließt sich der Kreis. Alexandras Engagement für Upcycling knüpft an eine lange Tradition des Handwerks und der Textilverarbeitung in Aschaffenburg an. Sie haucht alten Materialien neues Leben ein und setzt gleichzeitig ein Zeichen für Nachhaltigkeit und regionale Verbundenheit. Wie genau macht sie das? Denn das Budget und die personellen Ressourcen für Upcycling sind begrenzt. Und wer sind die regionalen Partner?

Gesta e.V.: Inklusion, Nachhaltigkeit und Upcycling

Gesta e.V. verkörpert in Aschaffenburg gelebte Inklusion. Der Verein ermöglicht Teilhabe für alle Menschen. "Teil haben und Teil sein" – das ist hier Programm. Gesta bietet einen Ort der Begegnung für Jung und Alt, unabhängig von Herkunft oder Lebenswirklichkeit. Hier kann man sich einbringen oder eigene Projekte starten. So entstand eine beeindruckende Vielfalt an Werkstätten, Kursen und Veranstaltungen.

Alexandra suchte für ihr Upcycling-Projekt jemanden, der ihre Idee umsetzen konnte. Sie besuchte Amina und das Team der Nähwerkstatt von Gesta. Mit im Gepäck: Gebrandete Tischdecken und Seidentücher der Hochschule. In der Werkstatt sprudelten sofort die Ideen. Aminas Team verarbeitet ausschließlich vorhandene Materialien. TH-Materialien treffen auf ergänzende Stoffe und Kordeln aus dem Fundus der Nähwerkstatt. So entstehen einzigartige Produkte im Hochschul-Design.

Bei Gesta wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Gleichzeitig fördert der Verein die soziale Teilhabe. Das Team der Nähwerkstatt besteht aus engagierten Menschen, die ihre Fähigkeiten einbringen. Im Showroom von Gesta lohnt sich das Stöbern. Neben Produkten aus Fahrradschläuchen und Yogakissen gibt es Bauchtaschen und kleine Geschenkideen.

  • Amina in der Nähwerkstatt von Gesta e.V.

  • Die Nähwerkstatt von Gesta e.V.

  • Die Nähwerkstatt von Gesta e.V.

Exkursion mit Aha-Effekt

Das Marketing-Team durfte auch selbst mal mit ran. Bei einer Exkursion nähten sie aus alten Hochschul-Bannern Taschen. Diese Erfahrung sensibilisierte für den Wert der Materialien. Jedes Stück erzählt nun eine Geschichte.

  • Alexandra beim Nähen in der Werkstatt von Gesta e.V.

  • Das Marketing-Team durfte bei einer Exkursion selbst diese individuellen Taschen aus Hochschul-Material anfertigen.

  • Roll-Ups der Hochschule, die nicht mehr eingesetzt werden können werden hier zugeschnitten.

Familiensache mit Köpfchen – reciclage

"From banner to bag" – das ist die Mission von reciclage. Claudia Dürr-Taschl gründete das Unternehmen in Brasilien. Ihr Ziel: Müll reduzieren und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schärfen. Inzwischen fertigt sie mit ihren beiden Söhnen und dem Team Unikate aus recycelten Materialien in Deutschland, Alzenau. Wiederverwerten statt Wegwerfen!

Meine Intention ist es, selbst aktiv die Produktion von Müll zu reduzieren und andererseits bei den Mitmenschen das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen zu schärfen.

Gründerin Claudia Dürr-Taschl

Studentin der TH AB als Werkstudentin bei Reciclage

Annkatrin Eigenseer studiert Betriebswirtschaft an der TH Aschaffenburg. Bei reciclage sammelt sie wertvolle Berufserfahrung. Sie unterstützt das Team als Werkstudentin im PR-Bereich.
„Die Arbeit bei reciclage ist unglaublich spannend“, erzählt Annkatrin. Annkatrin war im Interview dabei und hat für uns außerdem bei Reciclage gefilmt.   
 

Nachhaltigkeit wirkt: Ein Gewinn für alle

Durch die Zusammenarbeit mit Gesta e.V. und reciclage sind handgefertigte und individuelle Werbemittel entstanden: Shopper und Turnbeutel aus Tischdecken sowie kleine Fahrradtaschen. Auch Stifte-Etuis und Schlüsselanhänger aus Roll-ups und Bannern gehören dazu. Kein Produkt gleicht dem anderen. Jedes zeigt eine Neu-Kombination aus den Motiven unserer alten Werbemittel, was es so spannend macht.

So entstanden auch einige der Upcycling-Werbemittel für den Open Campus 2024 und für das Jubiläumsjahr der Hochschule in 2025.

Das Feedback der Besucher und Hochschulangehörigen zu den neuen Upcycling-Werbemitteln war außerordentlich gut. Das hat mich sehr gefreut!

Alexandra Koch

Alexandras Engagement zeigt Wirkung. Viele Marketingmaterialien der Technischen Hochschule Aschaffenburg landen nicht länger im Müll. Stattdessen entstehen einzigartige Produkte. 

Die Upcycling-Initiative strahlt auch nach außen. Sie positioniert die Hochschule als Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Das kommt gut an bei Studierenden, Partnern und der Öffentlichkeit.

Nachhaltigkeit ist Teil der Hochschulstrategie. Die TH Aschaffenburg engagiert sich stark dafür und hat einen Nachhaltigkeitsbereich geschaffen, der fest in den Hochschulstrukturen verankert ist. Eine zentrale Anlaufstelle ist das Green Office. Es koordiniert Projekte und beantwortet Fragen zum Thema.

Weitermachen, mitmachen!

Im Marketing der TH Aschaffenburg sind die Mitarbeitenden bestrebt, weniger Müll zu produzieren. Das Upcycling-Projekt ist ein großer Hebel, denn es müssen weniger Produkte industriell neu hergestellt werden und es fördert eine Kreislaufwirtschaft. Hochschulangehörige sind aufgerufen, im Corporate Design gestalteten Werbematerialien zu sammeln und einzubringen.

Ich spinne diese Idee weiter, um neben der Arbeit des Green Office und vielen Projekten sowie ehrenamtlichen Aktivitäten von Hochschulangehörigen den grünen Zeitgeist im Marketing zu fördern und die vielen weitere Materialien upcyclen zu lassen.

Alexandra blickt entschlossen in die Zukunft

Die Upcycling-Aktion ist ein Beispiel dafür, wie wir an der Hochschule denken und handeln: nachhaltig, kreativ und immer mit Blick in die Zukunft.

Bringe deine nachhaltigen Ideen in die Studiengänge Betriebswirtschaft oder Multimediale Kommunikation und Dokumentation ein. Alex und Annkatrin machen es vor. Alternativ kannst du Erneuerbare Energien und Energiemanagement oder Modern Materials studieren. Diese Studiengänge haben direkten Nachhaltigkeitsbezug. Werde Teil der TH Aschaffenburg! Bewirb dich jetzt und gestalte mit uns die Welt von morgen.