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Interview mit Timm: "Die Praxisnähe zeichnet die TH Aschaffenburg aus"

Du forscht an neuartigen Regelungsverfahrungen zur querdynamischen Spurführung von Flurförderzeugen. Kannst du dein Forschungsthema beschreiben?

Seit Mai 2020 läuft an der TH Aschaffenburg das Forschungsprojekt KAnIS als Kooperationsprojekt mit Linde Material Handling. Ein Teilprojektziel besteht darin, die Flurförderzeuge einer innerbetrieblichen heterogenen Logistikflotte automatisiert entlang einer geplanten Sollbahn zu führen. In diesem Forschungsbereich bin ich aktiv. Unser Ziel ist es, ein universell einsetzbares Regelungskonzept zu entwickeln, das sich selbständig an verschiedene Flurförderzeugvarianten anpasst und darüber hinaus auch Fahrzeugparameterschwankungen, wie ein wechselndes Gesamtgewicht des Gabelstaplers und dadurch eine Schwerpunktverlagerung, berücksichtigt.

Welches Ziel verfolgst du mit deiner Forschung?

Die Regelungsverfahren basieren auf neuesten Methoden der Künstlichen Intelligenz. Ich hoffe, dass wir durch die Erforschung dieser Verfahren prüfen können, ob man das Potential der KI auch im Bereich der Spurführung nutzen kann. Mit meiner Forschung möchte ich einen Beitrag leisten, dass die Automatisierung moderner Lager verbessert und sicherer gestaltet werden kann.

Du hast deinen Bachelor in Aschaffenburg gemacht, dann warst du für deinen Master in München und jetzt bist du wieder an der TH AB. Wie hat sich das ergeben?

Während des Bachelorstudiums an der TH AB habe ich mein Pflichtpraktikum bei BMW in München absolviert. Dort hat es mir auch abseits der Arbeit so gut gefallen, dass ich mich für ein Masterstudium in München entschieden habe. Den Kontakt zur TH Aschaffenburg habe ich dadurch aber nicht verloren. Schon während meines Bachelorstudiums haben mich die Themen der Forschungsgruppe von Herrn Prof. Zindler interessiert. Also bin ich auch während meiner Zeit in München in Kontakt mit Herrn Prof. Zindler geblieben, der nach Abschluss meines Masterstudiums einen Platz für eine wissenschaftliche Tätigkeit frei hatte. Diesen Platz habe ich eingenommen, wobei zu Beginn nicht klar war, ob daraus eine kooperative Promotion entsteht.

Und wie kam es zur kooperativen Promotion?

Ich hatte mein Studium nicht darauf ausgelegt zu promovieren, aber ich wusste durch mein Praktikum bei BMW, dass ich gerne in der Forschung oder der Vorentwicklung aktiv sein wollte. Als ich dann 2018 wieder an die TH AB kam, habe ich mich intensiv mit Forschungsthemen auseinandergesetzt. Ich habe angefangen, mathematische Modelle zu entwickeln und diese in der Simulation zu erproben. Das hat mir viel Spaß gemacht. Mein favorisiertes Forschungsgebiet konnte dann auch im Projektantrag für KAnIS als Teilziel berücksichtigen werden: den Einsatz von neuartigen Methoden der Regelungstechnik, die auf KI basieren. Durch das KAnIS-Projekt war die langfristige Finanzierung meiner Forschung sichergestellt und so entstand die Option der kooperativen Promotion.

Meine anwendungsorientierte und praxisnahe Promotion eröffnet mir Karrierepfade sowohl in der Industrie als auch in der Forschung.

Timm Sauer, promoviert im Labor für Simulation, Steuerung und Regelung

Was gefällt dir an der Promotion? Was war dein bisheriges Highlight?

Die Flexibilität im Bereich der Forschung gefällt mir am besten. Einen Großteil meiner Arbeitswoche kann ich frei einteilen und mich mit dem Thema meiner Promotion beschäftigen. Die Freiheiten, die man hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat, sind super. Außerdem finde ich es klasse, dass wir durch die Einbindung von Studierenden in einem sehr jungen und dynamischen Team arbeiten.
Highlights gab es eine ganze Menge. Zum einen hat mich die Abschlusspräsentation des KoHAF-Projektes auf dem Testgelände von Opel in Dudenhofen sehr beeindruckt. KoHAF steht für Kooperatives Hochautomatisiertes Fahren. Dort waren alle namenhaften deutschen Automobilhersteller vertreten und boten teilautomatisierte Testfahrten an. Das Besondere war, dass ein Hersteller mit den Algorithmen aus unserem Labor gefahren ist: die eingesetzte Lenkregelung, wurde während des KoHAF-Projekts durch das Team von Herrn Prof. Zindler entwickelt.
Zum anderen war auch der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten, Herrn Dr. Markus Söder, im Februar 2020 sehr spannend. Dort boten wir einige Einblicke in unseren Forschungsbereich in Form einer kurzen Präsentation.

Wie unterstützt dich die TH Aschaffenburg und das iDok?

Die TH Aschaffenburg und das iDok unterstützen mich sehr gut. Die finanzielle Unterstützung ist bemerkenswert. Ich habe Hardware bekommen, auf der nun unsere Regelalgorithmen implementiert werden. Diese Hardware ist aktuell auch auf dem Prototyp bei Linde im Rahmen des Forschungsprojektes im Einsatz.
Bei der Gründung des iDoks war ich schon an der TH AB und war bei allen iDok-Veranstaltungen dabei. So habe ich einen Impulsvortrag im Rahmen des iDoks gehalten und war Teil der Postersessions.

Was sind deine beruflichen Pläne nach deiner Promotion? Forschung oder Industrie?

Es wäre schön, wenn ich auch nach meiner Promotion im Bereich der querdynamischen Fahrzeugführung aktiv sein kann. Ob das in der Forschung oder in der Industrie sein wird, steht noch nicht fest. Durch das KAnIS-Projekt arbeite ich eng mit unserem Industriepartner zusammen und diese Praxisnähe zeichnet die TH Aschaffenburg aus. Das fand ich schon immer gut. Von daher kann ich mir einen Einstieg in ein Industrieunternehmen auch gut vorstellen.

Bitte gib Studierenden einen Rat, die promovieren wollen.

Informiert euch über die interessanten Forschungsarbeiten, die in den Laboren der TH AB laufen. Man bekommt die Chance, seine Studien-, Bachelorarbeit oder ein Masterprojekt in den Laboren zu absolvieren. Diese Zeit kann ideal als Einarbeitungsphase für ein Thema genutzt werden. Außerdem sind die an der TH AB angebotenen Projektmaster ein echtes Highlight, um aktiv zu forschen. Die Zeit in Laboren und Forschungsgruppen während des Studiums erleichtert einen Einstieg als wissenschaftlicher Mitarbeiter und ebnet den Weg für eine potenzielle kooperative Promotion.